Die Muttersprache ist die Sprache, die man am besten beherrscht, weil man sie in der frühen Kindheit von einer vertrauten Bezugsperson gelernt hat.
Bei den meisten Menschen war diese Bezugsperson weder Sprachwissenschaftler noch Lehrerin mit Schwerpunkt Grammatik. Im Kontext der eigenen Bedürfnisse und der Erkundung von Unbekanntem lernte man von Eltern und Angehörigen die Bewältigung komplexer Abläufe im persönlichen Umfeld kennen.
Fazit: Die Muttersprache lernt man im kommunikativen Kontext ohne Pauken von Vokabellisten und Grammatikregeln. Man lernt Wörter, Sätze und Konzepte, weil man sieht, dass man sie braucht.
Ähnlich ist es beim Inhalts- und sprachintegrierten Lernen – engl.: Content and language integrated learning (CLIL). Vor dem Start von CLIL mit einer Fremdsprache hat man schon ein hinreichendes Sprachniveau erworben, z.B. B1. Ab diesem Niveau kann man sich neue Worte im sprachlichen Kontext erschließen, weil man sie in der Anwendung braucht. Das wird um so leichter gelingen, als dass man einen interessanten Lehrstoff erneut als Konserve, d.h. als Erklärvideo abrufen kann und im Bedarfsfall den gesprochenen Text als Untertitel in wählbaren Sprachen sieht.
„Sprachwissenschaftler haben herausgefunden, dass sich das Hörverständnis für Fremdsprachen durch untertitelte Filme (in der Originalsprache) verbessern lässt. Zudem kann die Schreibweise von bereits gelernten Wörtern durch das Lesen von Untertiteln überprüft und gefestigt werden. Untertitel sind somit nicht nur für hörgeschädigte und gehörlose Menschen ein toller Service, sondern eben auch für alle Menschen, die Deutsch lernen wollen.“ Quelle: https://www.ndr.de/fernsehen/barrierefreie_angebote/untertitel/Deutsch-lernen-mit-untertiteln-in-der-ARD,lernenmitut100.html
Werden untertitelte Filme im Kino oder im Fernsehen konsumiert, ist das genaue Verständnis einzelner Begriffe nicht so wichtig wie bei Erklärvideos, welche sich mit MINT-Fächern oder der Vermittlung von Know-how zu Standard-Apps beschäftigen. Dank KI bei automatischen Übersetzern wie DeepL können die manuell transkribierten Untertitel sofort in viele verbreitete Sprachen übersetzt werden. In mehreren Durchläufen kann man das Verständnis der Originalsprache mit der gewählten Untertitel-Übersetzung und mit dem eigenen Verständnis der Zusammenhänge vergleichen und danach das Video noch einmal ohne Untertitel anhören.
Falls das manuelle Transkript verfügbar ist und die Nutzungsrechte geklärt sind, lassen sich damit auch eine Vokabelliste und ein Glossar erzeugen.
Im reinen Sprachunterricht müssen Handlungen konstruiert werden, um die Notwendigkeit zum Erlernen des Vokabulars und der Grammatik zu belegen. Das entfällt bei den Begriffen aus Erklärvideos. Die Worte stehen in den Listen, weil sie im Zusammenhang mit der Anwendung verwendet werden und damit notwendig sind. Weil die Wortwahl im Kontext des echten Bedarfs notwendig ist, bleibt davon mehr im Gedächtnis haften als beim Auswendiglernen von Vokabeln zu einer konstruierten Handlung, wie wir sie üblicherweise in Lehrwerken zu den Fremdsprachen finden. Das korrekte Einhalten von Regeln steht weit hinter dem Verstehen der Sprache zurück.
Wer das Erlernen von Fremdsprachen mit CLIL-Prinzipien perfektioniert, geht damit ähnlich vor, wie wir unsere Muttersprache erlernten.
Konrad Rennert hat beruflich und privat sehr häufig mit Menschen Kontakt, welche Deutsch als Fremdsprache sprechen. Deshalb hat er die folgende Präsentation bei YouTube mit Untertiteln in 28 Sprachen bereitgestellt.